Was ist ein klassischer Kinderbuch-Autor? Einer, der ein Kinderbuch nach dem anderen schreibt? Einer, der nichts anderes macht als Kinderbücher schreiben?
Wer diese Maßstäbe anlegt, dürfte überrascht sein über Thomas Meyer, der zu Gast war im «Pop-up House of Switzerland» – mit seinem Kinderbuch «Wie der kleine Stern auf die Welt kam». Denn ein klassischer Kinderbuch-Autor ist Thomas Meyer bei Weitem nicht. Geboren 1974 in Zürich ist er eigentlich bekannt als Bestsellerautor, mit seinem «Wolkenbruch»-Roman, der auch ein Netflix-Film wurde und seinem Sachbuch «Trennt euch!»
Nach einem abgebrochenen Jura-Studium arbeitete er als Texter in Werbeagenturen und als Reporter in Zeitungsredaktionen, seit 2012 veröffentlicht er seine Werke als freier Schriftsteller «und freut sich jeden Tag darüber», wie er selbst sagt.
Wie kommt so jemand also zu einem Kinderbuch? «Ich hatte eigentlich nicht die Idee ein Kinderbuch zu machen», sagt er im Gespräch mit uns. Nein, die Geschichte vom kleinen Stern, der auf die Welt kam, habe er seinem Sohn erzählt, und der Illustrator Mehrdad Zaeri aus Mannheim habe ihn dann darauf gebracht, doch aus dieser Erzählung ein Bilderbuch zu machen.
In «Wie der kleine Stern auf die Welt kam» wartet ein kleiner Stern schon über eine Million Jahre lang darauf, ein Menschenkind zu werden. Endlich findet er eine passende Mama und einen passenden Papa. Doch die beiden finden nicht zueinander. Zum Glück hat die beste Freundin des kleinen Sterns, die Eule, eine gute Idee.
«Es ist erst die Idee, die einen begeistert und dann passiert etwas damit», sagt er. Meistens nichts, fügt er hinzu, in seltenen Fällen aber ein wunderschön illustriertes, einfühlsam erzähltes Kinderbuch, wie im Fall von «Wie der kleine Stern auf die Welt kam», das Thomas Meyer im Rahmen einer «Gschichtli-Ziit» auf der Bühne im Erdgeschoss des Pop-up House of Switzerland vorstellte.
Apropos Illustration: «Mit der ersten gemalten Fassung des Sterns war ich nicht ganz glücklich», erzählt er. Dann habe sich Illustrator Mehrdad Zaeri nochmals hingesetzt und eine neue Fassung des Stern gezeichnet. «Das hat das Projekt dann aber um ein halbes Jahr verschoben», gibt er zu.
Es ist wahrscheinlich diese Detailverliebtheit, die Thomas Meyer auch außerhalb des Kinderbuch-Bereichs regelmäßigen Erfolg beschert. 2012 erschien Meyers Debütroman Wolkenbruchs wunderliche Reise in die Arme einer Schickse. Der Roman, der von den Liebesnöten eines jungen orthodoxen Juden handelt und Deutsch mit Jiddisch kombiniert, war 2012 für den Schweizer Buchpreis nominiert und stand insgesamt 70 Wochen lang auf der offiziellen Schweizer Bestsellerliste. Für das Werk, das bislang über 165 000 Mal verkauft worden ist, erhielt Thomas Meyer 2013 den Anerkennungspreis des Zolliker Kunstpreises.
2017 dann wurde das Buch unter dem gleichen Titel verfilmt. Der Film war die erfolgreichste Schweizer Produktion 2018 und war fünfmal für den Schweizer Filmpreis 2019 nominiert, darunter für das beste Drehbuch. Er ist die erste Schweizer Produktion, die weltweit auf Netflix gezeigt wird.
Die nächste „Gschichtli-Ziit“, die im „Pop-up House of Switzerland“ stattfindet, ist am 9. Oktober von 11 bis 12.30 Uhr. David Friedli liest dabei aus seinem Buch – ebenfalls ein Bilderbuch für Kinder – „Giugiu und Roro“.