„Wenn es zum Beispiel um die Themen Hochschule, Wissenschaft oder Umwelt geht, da könnten Baden-Württemberg und die Schweiz noch viel stärker zusammenarbeiten“

Andreas Hofer ist seit Anfang 2018 Intendant der Internationalen Bauausstellung 2027 StadtRegion Stuttgart, kurz IBA’27. In Luzern geboren, studierte er Architektur an der ETH Zürich und war dort Partner im Planungs- und Architekturbüro Archipel. Er engagierte sich für den genossenschaftlichen Wohnungsbau bei der Verbandsarbeit und als Berater. Aus dieser Tätigkeit entstanden die Genossenschaften Kraftwerk1 und »mehr als wohnen«. Anlässlich der Dauerstellung über die IBA 2020 in Basel und die IBA’27 im „Pop-up House of Switzerland“ haben wir uns mit Andreas Hofer unterhalten.

Was unterscheidet die IBA’27 in Stuttgart von der IBA Basel 2020, bei der ja Urbanität im Dreiländereck im Fokus stand?

Die IBA Basel im vergangenen Jahr war spannend. Die große Herausforderung dabei war, Themen wie Mobilität, Wege oder Flusszugänge im trinationalen Rahmen zu diskutieren und dann auch zu kommunzieren – was schon allein angesichts der vielen verschiedenen Sprachen im Dreiländereck nicht immer einfach war. Bei solchen großräumigen Infrastrukturdiskussionen schafft eine IBA in ihrer Laufzeit nur punktuelle Umsetzungen. Hier sehe ich den Unterschied zu Stuttgart. Mit der IBA’27 in Stuttgart wollen wir in Anknüpfung an den Weissenhof mit gebauten Beispielen Transformationsprozesse in der Region begleiten. Wir planen Gebäude und Quartiere als Ausstellungsorte für 2027, die den Aufbruch in der Stadtregion Stuttgart sicht- und greifbar machen.

Vor einigen Monaten sagten Sie, die IBA wolle den Technologietransfer und eine enge Verzahnung mit Wirtschaft und Wissenschaft stärken. Wie kann Ihnen dabei die Ausstellung im Pop-up House helfen?

Natürlich kann uns die Kooperation mit dem «Pop-up House of Switzerland» sehr helfen. Als IBA in der Region Stuttgart haben wir schnell gemerkt, dass wir in dieser frühen Phase nur Sichtbarkeit entwickeln, wenn wir die Kooperation mit inhaltlich ähnlich ausgerichteten Institutionen und Einrichtungen suchen. Diese Sichtbarkeit zu entwickeln, dabei kann uns das Pop-up House helfen.

Erst Basel, jetzt Stuttgart: Wie können Baden-Württemberg und die Schweiz auch in Zukunft in relevanten Zukunftsfragen kooperieren?

Ich glaube, dass das Bewusstsein eher unterentwickelt ist, dass wir – die Schweiz und Baden-Württemberg – schon jetzt so viel teilen, auch an Werten. Dass Baden-Württemberg der wichtigste wirtschaftliche Kooperationspartner für die Schweiz ist, dürfte vielleicht bekannt sein. Aber wenn es zum Beispiel um die Themen Hochschule, Wissenschaft oder Umwelt geht, da könnten unsere Regionen noch viel stärker zusammenarbeiten.

Stuttgart ist eine teure Stadt zum Wohnen. Die Mieten sind auf Rekordniveau. Kann die IBA hier Impulse geben, wie es auch anders geht, preisgünstiger, erschwinglicher?

Als Bauausstellung ist es uns ein Anliegen zu zeigen, wie bezahlbarer und gleichzeitig nachhaltiger Wohnraum geschaffen werden kann. Eine IBA kann nie das Wohnungsproblem lösen aber wie der Weissenhof 1927 gezeigt hat, kann sie exemplarisch neue Wege darstellen. Dabei geht es nicht nur um architektonische und bautechnische Lösungen, sondern beispielsweise auch um neue und gemeinschaftliche Wohnformen und ganz grundsätzliche Fragen wie die Dimension von Projekten und neue Finanzierungs- und Eigentumsmodelle. Gerade in Zürich, wo ich herkomme, ist da in den letzten Jahren ja viel Beispielhaftes entstanden, besonders im genossenschaftlichen Kontext.

Mehr Informationen über die Dauerausstellung zur IBA Basel und zur IBA’27 gibt es hier: https://so-schweiz.de/ausstellung/iba-basel-2020-und-iba27-stuttgart/

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